Fußball Kreispokal

15. Juni 2012 um 19:00 Uhr in Löbichau: „Der Pott is unser!“
Außenseiter SG Starkenberg/Dobitschen gewinnt den letzten Fußball-Kreispokal des Altenburger Landes mit 2:0.
362 Zuschauer sahen einen 2:0 Sieg gegen den TSV Monstab/Lödla.


Die Spielgemeinschaft Starkenberg/Dobitschen ist Kreispokalsieger. Die Elf von Trainer Lothaer Kirmse schlug am Freitagabend vor 362 Zuschauern in Löbichau überraschen den favorisierten TSV Monstab/Lödla mit 2:0.
Von Jörg Wolf

Rein von der Papierform her hatte das diesjährige Kreispokalfinale am Freitagabend einen klaren Favoriten: Das Team vom TSV Monstab/Lödla war Pokalverteidiger und hat zudem in der abgelaufenen Saison die Meisterschaft und damit den Aufstieg in die Kreisoberliga geschafft. Der Finalgegner, die SG Starkenberg/Dobitschen, der mit dem neunten Platz im Mittelfeld der Kreisliga einkam, wurde in der zurückliegenden Saison zweimal geschlagen.

„Klar wollen wir das Double holen und damit eine unvergleichliche Saison krönen“, sagte TSV-Trainer Karl-Heinz Henfling. „Uns ist aber klar, dass dies heute eine harte Nuss ist“, fügte er hinzu. Und der Co-Trainer der gegnerischen Spielgemeinschaft, Michael Staude, sah seine Truppe durchaus in der Lage, in der Sportarena am Förderturm in Löbichau bei sehr engagierten und rührigen Finalgastgebern vom SV Löbichau für eine Überraschung zu sorgen: „Zweimal haben wir gegen Monstab/Lödla verloren. Das wollen wir uns kein drittes Mal antun.“ Habe man dafür speziell trainiert? „Nein, nur Elfmeter“, meinte er und lachte.

Vor der Kulisse von 362 Zuschauern pfiff Schiedsrichter Michael Kahl aus Meuselwitz dann eine sehr brisante Partie an. Denn beide Teams hegen eine ganz spezielle Rivalität, die auch schon in Handgreiflichkeiten ausartete. In der vorvergangenen Saison musste gar eine Partie deshalb abgebrochen werden.
Um es vorweg zu nehmen: Diesmal blieb alles im sportlichen Rahmen. Kahl zückte zwar viermal die gelbe Karte und in der Schlussminute gar den Gelb-Roten Karton gegen Marco Eckhardt vom TSV wegen wiederholten Foulspiels. Aber sonst war das Spiel zwar kampfbetont, aber dennoch fair.

Der TSV erwischte den besseren Start. Aber die sich ergebenden Chancen wurden vergeben. Für den Anhang des Kreismeisters war es nur eine Frage der Zeit, bis es im Kasten der Spielgemeinschaft klingelte: „Auf geht’s Monstab schießt ein Tor!“, sangen sie mit Inbrunst. Ja auch die Fans beider Seiten wussten, dass ihre Lieblinge nicht „nur“ um einen Kreispokal fighteten, sondern um einen historischen. Denn es wurde der letzte Kreispokal des Altenburger Landes ausgespielt. Ab kommender Saison geht es im neu gegründeten Fußball-Großkreis auch gegen Teams aus Gera und Greiz um die Lorbeeren.

Sonderlich niveauvoll war das Spiel allerdings nicht. Auf beiden Seiten wurde zwar gekämpft, aber flüssige Kombinationen und sehenswerte Szenen waren eher Mangelware. Ein typisches Pokalspiel also, bei dem zwar weiter der Favorit TSV mehr Anteile hatte, aber die Spielgemeinschaftler sich immer besser in Szene setzen konnten und auch mit Kontern die berühmten Nadelstiche setzten. Und die in der 28. Minute belohnt wurden: Nach einer schönen Flanke vor das TSV-Tor war Jens Röpke zur Stelle und köpfte unhaltbar für Monstab/Lödlas Keeper Enrico Mueller zur 1:0-Führung in die Maschen. Der Favorit war sichtlich konsterniert, versuchte zwar das Remis zu erzielen, was in der ersten Halbzeit aber nicht mehr gelang.

Im zweiten Durchgang holte der TSV die berühmte Brechstange heraus und erspielte sich auch teilweise hochkarätige Gelegenheiten. Aber die wurden allesamt zu leichtfertig versiebt. Der so sangesfreudige TSV-Anhang litt sichtbar und konnte einem schon leid tun. Und er erstarrte endgültig in der 83. Minute, während die Fans der Spielgemeinschaft wie aufgedreht jubelten: Felix Winter erzielte erneut mit dem Kopf das entscheidende 2:0 für den vermeintlichen Außenseiter.

Und dann war Schluss: Starkenberg/Dobitschens Anhang stürmte jubelnd den Rasen der erst 2004 errichteten schmucken Anlage im Schatten des Löbichauer Wahrzeichens, dem Förderturm, und entrollten ein Transparent: „Der Pott is unser! Poklsieger 2012“. Auf der anderen Seite ein Bild des Jammers: Tief enttäuscht waren die TSVler auf den Rasen gesunken und bekamen ersten Trost von ihren Fans und auch den Familienangehörigen.

„Ja, jetzt sind wir alle richtig am Boden zerstört. Wir wollten doch alle das Double. Aber wir und auch ich haben es selber vermasselt. Wer seine Chancen nicht nutzt, der braucht sich über eine Niederlage nicht zu beklagen“, betrieb TSV-Kapitän Marcus Henfling nach Spielschluss Selbstkritik. Auch der TSV-Trainer war natürlich enttäuscht: „Aber trotzdem haben die Jungs eine Supersaison hingelegt, die unvergleichlich war. Ich bin trotzdem stolz auf sie und gratuliere dazu, wenngleich man heute enttäuscht ist“, sagte Karl-Heinz Henfling.

Auf der anderen Seite feierte ein Kicker in Zivil im Knäuel der SG mit: Ausgerechnet im Pokalfinale musste der etatmäßige Kapitän draußen bleiben, da er wegen seine zweiten Gelben Karte gesperrt war. „Das war schon sehr bitter“, gestand Adrian Leibnitz. „Aber ich hatte vor dem Spiel ein ganz gutes Gefühl, dass heute die kleine Sensation gelingt und wir den Pott holen. Wir waren einfach gut drauf und jetzt wird gefeiert.“

Zufrieden war auch Ralph Lorenz, stellvertretender Vorsitzender des Gastgebers des SV Löbichau: „Wir feiern dieses Jahr das 120-jährige Bestehen unseres Vereines und haben uns deshalb für die Ausrichtung des Kreispokalfinales beworben. Und jetzt sind wir einfach nur glücklich über die tolle Kulisse und dass sich die Besucher hier in Löbichau wohlgefühlt haben“, sagte er. Und Lorenz durfte auch selber viele Glückwünsche stellvertretend für die vielen Helfer entgegen nehmen: Denn Fans, Funktionäre und Sportler haben sich bei diesem historischen Pokalfinale am Rande der Halde sichtlich wohlgefühlt.

TSV Monstab/Lödla spielte mit: Mueller, Haaser, Scholz (84. Brunner), Auer (74. Fischer), Henfling, M., Meuschke, Pohle, Eckhardt, Dinter (63. Baerbig), Boelke, Kram.
SG Starkenberg/Dobitschen spielte mit: Sachsenröder, Just, Staude, Winter (86. Bär), Landgraf, Koudele, Wenzel (53. Benndorf), Zunkel, Röpke S., Fabian (68. Käster), Röpke.

Michael Staude: Zweimal haben wir gegen Monstab/Lödla verloren. Das wollen wir uns kein drittes Mal antun.


Drei Fragen an
Lothar Kirmse, Trainer der SG Starkenberg/Dobitschen

Ihr Team galt als Außenseiter. Wie haben Sie die Truppe auf die Partie eingestellt?
Da war nicht viel zu tun. Die Jungs wollten selber den Bock gegen den TSV endlich umstoßen. Immerhin mussten wir in dieser Saison schon zwei bittere und knappe Niederlagen mit jeweils nur einem Tor Unterschied gegen Monstab/Lödla hinnehmen.
Wie sieht Ihre Spielanalyse aus?
Wir haben genau das gemacht, was man als vermeintlicher Außenseiter tun kann. Spielerische und technische Vorteile des Gegners hat meine Mannschaft durch Kampf ausgeglichen. Und das Team hat einen kühlen Kopf behalten, als der Druck sehr groß war, und auf seine Chancen gewartet und die letztendlich auch genutzt. Nach unserer Führung war es nochmals ziemlich eng geworden, weil der TSV natürlich alles versuchte, um zum Ausgleich zu kommen. Dieser Druck fiel erst nach dem 2:0 ab.
Wie geht es jetzt weiter?
Heute Abend werden wir feiern bis zum Abwinken. Das hat sich die Mannschaft auch verdient. Aber schon ab Montag geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Wir sind in der zurückliegenden Saison auf dem neunten Platz gelandet und bleiben damit in der Kreisliga, was unser Ziel war. Jetzt werden wir uns intensiv auf die neue Spielzeit vorbereiten, um uns dann vielleicht in der Tabelle sogar noch verbessern zu können.
Interview: Jörg Wolf

Fotos: Mario Jahn

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